Die Ryanair Group geht davon aus, dass sich das Kurzstreckengeschäft rasch wieder erholen wird. Demnach setzt die Konzernführung im Sommer 2021 verstärkt auf dieses Segment. Auch in Deutschland will man wieder expandieren, kündigte Ryanair-DAC-Chef Eddie Wilson im Rahmen einer Veranstaltung der virtuellen ITB Now an.
Viele Worte des Geschäftsführers der irischen Fluggesellschaft erinnern an jene, die Konzernchef Michael O’Leary seit dem Beginn der Corona-Pandemie regelrecht wie ein Leierkasten wiederholt. Mit billigen Preisen werde man die Passagiere zum Reisen animieren. Doch Wilson machte auch eine unterschwellige Ansage an die Flughäfen, denn man wird dort hinfliegen, wo man „gute Konditionen“ geboten bekommt.
Dies ruft durchaus in Erinnerung, dass sich die Tochtergesellschaft Laudamotion aus Düsseldorf mit der Begründung zu hoher Kosten zurückgezogen hat. Der Konzern behauptete damals, dass preislich kein Entgegenkommen gewährt wurde. Daher schloss man kurzerhand die Basis und kündigte alle Lauda-Beschäftigten. Viele zogen vor Gericht und zwischenzeitlich sind auch erste Urteile da, die zu Gunsten des Arbeitgebers ausgefallen sind. In Wien stellte Lauda-Europe-Chef David O’Brien mit der Begründung hoher Flughafenkosten ebenfalls Kürzungen in den Raum.
Derzeit ist das Reisen auch innerhalb der Europäischen Union durchaus kompliziert, denn der Flickenteppich an Einreise- und Quarantänebestimmungen sowie teilweise geschlossene Grenzen machen es kompliziert. Die deutsche Bundesregierung fährt weiterhin die Taktik das Reisen in der Öffentlichkeit zu stigmatisieren. Dennoch sieht Eddie Wilson Licht am Ende des Tunnels. Die Hoffnung schöpft er aus den voranschreitenden Impfungen gegen Covid-19.
Billige Tickets und Boeing 737 Max 200 sollen es richten
Mittelfristig will Ryanair auch in Deutschland wieder wachsen. Details nannte der Chef der größten Billigfluggesellschaft Europas aber nicht. Für den Sommer 2021 rechnet der Wilson mit etwa 70 Prozent der Kapazität von 2019. Billige Preise und die Boeing 737-Max-200 sollen dabei einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil liefern. Die Maschinen werden zunächst bei Ryanair UK und dann auch bei Buzz, Malta Air und Ryanair DAC eingeflottet. In diesem Zusammenhang werden Buzz und Malta Air auch mit eigener Livery unterwegs sein. In Renton hat erst vor wenigen Tagen die erste für die maltesische Tochter bestimmte Boeing 737 Max 200 die Endmontage verlassen.
Ryanair nahm im Vereinigten Königreich einen staatlichen Kredit in Anspruch, kritisiert jedoch weiterhin Staatshilfen für Mitbewerber wie Lufthansa. Auch während der ITB Now warf Wilson in diesem Zusammenhang mit negativen Worten nur so um sich. Man hätte durchaus einen Leierkasten aufstellen können, denn vieles, das der Manager entsprach fast wortgleich vergangenen Äußerungen seines Vorgesetzten Michael O’Leary. Die Ryanair Group klagt gegen die Bewilligung diverser Staatshilfen, die verschiedene Regierungen gewährt haben. Vor dem Gericht der Europäischen Union kassierte man vor wenigen Tagen die erste Schlappe, will aber vor den Europäischen Gerichtshof in Berufung gehen.