“Maximal 11 Flugzeuge” sollen nach derzeitigem Planungsstand im Sommer 2021 von Lauda Europe eingesetzt werden. Die restlichen Maschinen sollen laut Firmenchef David O’Brien weiterhin auf dem Flughafen London-Stansted geparkt bleiben. Der Carrier rechnet damit, dass im Sommer 2021 Reisebeschränkungen bestehen werden und somit die Nachfrage zunächst gering sein wird.
Für Wien sind “vier bis maximal fünf” Airbus A320 vorgesehen. Ab Palma de Mallorca sollen “maximal vier” Maschinen fliegen und weiters hofft Lauda Europe darauf, dass die Basis Zadar mit zwei A320 starten kann. Die Eröffnung in der kroatischen Stadt hängt jedoch von den weiteren Entwicklungen in Sachen Einreise- und Quarantänebestimmungen ab.
Lauda-Europe-Chef David O’Brien macht keinen Hehl daraus, dass er ziemlich sauer darüber ist, dass auf EU-Ebene noch immer keine einheitlichen Reisevorschriften geschaffen wurden bzw. diese von Staaten wie Deutschland ignoriert und unterlaufen werden. Das wirkt sich problematisch auf Planungen für den Sommer 2021 aus, denn momentan gibt es keine klare Perspektive. Der Lauda-Europe- und Malta-Air-Geschäftsführer vermutet, dass einige Regierungen auch im Sommer harte Beschränkungen anwenden könnten. Diese wäre dann für die gesamte Luftfahrtbranche der Super-Gau, denn einen weiteren “Quasi-Totalausfall” des Sommergeschäfts könnten einige Airlines nicht mehr verkraften.
Unverständlich warum UK schnell impfen kann, die EU jedoch nicht
“Es ist unverständlich, dass in der Europäischen Union die Impfungen so langsam vorangehen und gleichzeitig in UK schnell geimpft werden kann. Das ist inakzeptabel”, so der aus Irland stammende O’Brien. “Mit dem Blick auf das langsame Tempo haben wir berechtigte Sorgen, dass das Sommergeschäft auch dieses Jahr sehr schwierig wird. Erste Regierungen machen schon Signale, dass die Reisebeschränkungen auch in der Urlaubszeit aufrecht bleiben sollen”:
Die Situation in Österreich ist in den Augen des Managers zusätzlich durch den Mindestpreise-Plan von Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) erschwert. O’Brien geht zwar davon aus, dass der aktuelle Entwurf dem Unionsrecht widerspricht, doch bestehe das Risiko, dass Österreich mit Brüssel eine Lösung ausverhandeln könnte. “Diese Ministerin muss begreifen, dass es der falsche Weg ist mit halbleeren Flugzeugen nach Österreich zu fliegen und dort umzusteigen. Solche Passagiere entrichten in Österreich überhaupt keine Ticketsteuer, weil sie davon ausgenommen sind”, so der der Manager. “Das Problem ist, dass die österreichische Regierung nicht erkennt, dass Hub-and-Spoke klimaschädlicher als nonstop ist. Die ganze Luftfahrt in Österreich ist auf Umsteigen in Frankfurt und München ausgerichtet und somit von Deutschland abhängig”.
“Verkehrsministerin muss die Fakten begreifen”
Wie O’Brien weiters gegenüber Aviation Direct ausführte, wandte er sich in seiner Funktion als Geschäftsführer von Lauda Europe auch an Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Kommissions-Vizepräsidentin Margrethe Vestager und Verkehrskommissarion Adina Vălean. In einem vorliegenden Brief schreibt er an Kurz unter anderem: “Ihr Mindestpreisvorschlag verstößt gegen die EU-Verordnung 1008/2008, wonach „Luftfahrtunternehmen der Gemeinschaft… ihre Tarife und Frachtraten für innereuropäische Flugdienste frei festlegen müssen…“. Österreichs rechtswidriger Vorschlag ist verbraucherfeindlich, wird die Erholung Österreichs nach Covid verzögern und die Umwelt schädigen. Es ist kein Zufall, dass die Länder, in denen die Lufthansa-Gruppe dominiert, die Aussicht auf Mindestpreise erhöht haben, was einer Preisfestsetzung gleichkommt. Die österreichische Regierung schlägt nicht nur vor, den EU-Carriern die Preisfreiheit zu verweigern, sondern Sie haben dem Flughafen Wien auch das gleiche Recht verweigert und zwar die Gebühren zu senken, um die AUA-Konkurrenten sowohl aus Verkaufs- als auch aus Kostengesichtspunkten zu behindern. Es ist absurd und unehrlich Mindestpreise als „umweltfreundlich“ zu bezeichnen. Das von Österreich geförderte und geschützte Lufthansa Hub & Spoke-System (bei dem Passagiere vier Flüge für eine Rückreise unternehmen) ist das umweltschädlichste Flugreisemodell überhaupt. Wien ist besonders reduzierten AUA-Langstrecken-Direktflügen ausgesetzt, da die Lufthansa Group die Verbindungen über Wien herabstuft, um ihre strategischen Langstrecken-Hubs in Frankfurt und München zu stärken. Die Zukunft der nachhaltigen Luftfahrt besteht in Hochfrequenz-, Punkt-zu-Punkt-, Region-zu-Region-Diensten auf Kurz- und Langstrecken mit einer Verringerung des Volumens und der Bedeutung von Hub-Flughäfen und der Verbindung des Verkehrs. Wir fordern Ihre Regierung auf, Ihren Vorschlag zur Festsetzung rechtswidriger und verbraucherfeindlicher Preise aufzugeben und stattdessen die folgenden Maßnahmen zu ergreifen, um eine rasche Erholung des Verkehrs nach Covid und eine nachhaltige Luftfahrt in Österreich zu fördern und Ihre Abhängigkeit von einer deutschen Fluggesellschaft zu verringern”.
Gegenüber Aviation Direct fügte der Lauda-Europe-Chef hinzu: “Die Verkehrsministerin muss die Fakten respektieren”. Die Erhöhung der Flugabgabe auf der Kurzstrecke und gleichzeitige Senkung auf der Langstrecke hält er für eine indirekte Hilfe für Austrian Airlines und verwies abermals darauf, dass Umsteiger überhaupt nicht besteuert werden. “Diese hinterlassen Kohlenstoffdioxid in Österreich, bezahlen aber keinen Cent dafür”, so O’Brien.
Kurzfristig keine Kündigungen, langfristig nicht ausgeschlossen
Angesprochen auf sein Rundschreiben vom Freitag, das andeutet, dass am Standort Wien zahlreiche Arbeitsplätze gefährdet sind, da nur noch maximal fünf Maschinen eingesetzt werden, meinte der Lauda-Manager: “Wir planen keinen kurzfristigen Stellenabbau, sofern es uns gelingt die Kosten niedrig zu halten, weil wir hoffen, dass im Laufe des Jahres 2021 die Nachfrage wieder anziehen wird. Je länger das dauert, desto schwieriger wird es. Es ist auch kompliziert mit Carriern wie Austrian Airlines, die mit knapp 600 Millionen Euro vom österreichischen Staat versorgt wurden, im Wettbewerb zu stehen und gleichzeitig mit höheren Ticketsteuern und Mindestpreisen konfrontiert zu sein”.
Er betonte auch, dass man mit Ryanair in Gesprächen ist, dass Lauda Europe zusätzliche Flugaufträge innerhalb des Konzerns bekommen könnte. Laut O’Brien sind momentan “maximal drei bis vier Flugzeuge pro Woche” ab Wien im Einsatz. Die Betonung liege auf “maximal”, da aufgrund der Einreise- und Quarantänebestimmungen der verschiedensten Staaten die Nachfrage weiterhin sinkend ist. Auf die Frage wo die jene Maschinen, die momentan nicht ab Wien, Palma und Zadar für den Sommer 2021 verplant sind, zum Einsatz kommen werden, sagte der Manager: “Nirgendwo. Die bleiben geparkt. Es macht keinen Sinn zu fliegen, wenn die Menschen nicht einreisen können oder lange in Quarantäne müssen. Wenn es keine Nachfrage gibt, bleiben die Maschinen in Stansted geparkt”. Auf den Umstand, dass jene Lauda-Mitarbeiter, die über Crewlink beschäftigt sind, in Kurzarbeit sind, ging O’Brien nicht ein.
Hohe Gebühren dämpfen mögliche Erholung
Wie bereits erwähnt bereitet David O’Brien das langsame Impftempo in der EU große Sorgen. Angesprochen darauf, dass der Flughafen London-Heathrow neuerdings aufgrund der Corona-Pandemie eine Sonderabgabe verlangt, meinte der Lauda-Chef: “Da fliegen wir zum Glück nicht hin, aber wenn dieses Vorgehen Schule macht, dann werden kleinere Airports ein großes Problem bekommen. Die Airlines ziehen dann Verkehre ab. Auch Großflughäfen sind da nicht ausgenommen”.
In Österreich sieht O’Brien die Kostenerhöhungen als Hemmschuh für die Erholung der Branche verweist darauf, dass die Gebühren von der Regierung vorgegeben werden. Diese würde der Luftfahrt kaum Luft zum Überleben geben und abgesehen von Austrian Airlines auch kaum Hilfen leisten. Konfrontiert damit, dass der Flughafen Wien beantragt hat die Landegebühren für das Jahr 2020 auf Null zu senken, meinte O’Brien: “Das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein, weil sehr wenig geflogen wurde. Die Passenger Charge ist in Wien sehr hoch und ist für niedrige Auslastungen ausgelegt. Der Flughafen und die Regierung müssen Gebühren forcieren, die auf hohe Ladefaktoren ausgelegt sind. Halbleere Flugzeuge haben eine schlechtere Klimabilanz als volle Maschinen”.
In Anspielung auf den Umstand, dass der Mitbewerber Wizzair beim letzten Luftfahrtgipfel dabei war, Lauda Europe jedoch nicht, schreibt O’Brien in seinem Brief an Bundeskanzler Sebastian Kurz abschließend: “Lauda, als zweitgrößte Fluggesellschaft Österreichs, möchte in alle Diskussionen in Österreich über die in diesem Schreiben angesprochenen Luftfahrtfragen einbezogen werden. Gerne unterstützen wir Ihre Regierung auch in anderen Fragen, die den Luftverkehr betreffen”.