Wizz Air legt stark zu, aber der Spritpreis bereitet Kopfzerbrechen

Wizz AIr am Flughafen Wien (Foto: Jan Gruber).
Wizz AIr am Flughafen Wien (Foto: Jan Gruber).

Wizz Air legt stark zu, aber der Spritpreis bereitet Kopfzerbrechen

Wizz AIr am Flughafen Wien (Foto: Jan Gruber).
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Die Billigfluggesellschaft Wizz Air konnte im März 2022 die Anzahl der beförderten Passagiere um stolze 415 Prozent steigern. An Bord hatte der Carrier 2.476.105 Fluggäste. Die Auslastung wird mit 86,2 Prozent angegeben und war damit um einen Prozentpunkt niedriger als jene von Erzrivale Ryanair.

Der März 2021 war stark von der Corona-Pandemie geprägt. Demnach hatte Wizz Air nur 382.928 Fluggäste. Dem gegenüber stehen 3.014.341 Reisende im März 2020, der von der Corona-Pandemie in Europa noch weitgehend verschont geblieben ist. Grob gerundet lag der Billigflieger um rund 600.000 Fluggäste unter dem Vorkrisenniveau.

Betrachtet man die Verkehrsentwicklung der ersten drei Monate des laufenden Jahres, so fällt diese unterschiedlich aus. Wizz Air ist mit 2.396.684 Passagieren in das Jahr 2022 gestartet. Im Feber 2022 waren die umfangreichen Kürzungen, die streckennetzweit vorgenommen wurden, deutlich spürbar, denn man hatte nur noch 1.921.153 Reisende an Bord. Zuletzt im März 2022 ging es wieder nach oben, denn die Fluggesellschaft hatte 2.476.105 Passagiere. Für April 2022 ist aufgrund der Osterferien mit einer deutlichen Steigerung zu rechnen.

Zum Vergleich: Der Mitbewerber Ryanair verzeichnete von Dezember 2021 auf Jänner 2022 einen ordentlichen Knick, der auf die Panikmache rund um Omikron zurückzuführen ist. Der Wizz-Air-Erzrivale startete mit sieben Millionen Fluggästen ins neue Jahr. Im Feber 2022 hatte man 8,7 Millionen Fluggäste an Bord und zuletzt im März 2022 waren es 11,2 Millionen Reisende.

Bei Wizz Air ist zu berücksichtigen, dass der Carrier bereits im Dezember 2021 die angebotene Kapazität deutlich zurückgefahren hat. Die Reduktionen wurden auch im ersten Quartal des Jahres 2022 fortgeführt. Dieser Umstand führt dazu, dass rechnerisch die Auslastung deutlich gestiegen ist. Ohne die Rücknahme wäre der Ladefaktor auf Vorjahresniveau bei etwa 61 Prozent gelegen.

Für April 2022 plant der pinkfarbene Billigflieger rund 20.000 Flüge im gesamten Streckennetz. Eigenen Angaben nach profitiert man derzeit von einer besonders starken Nachfrage rund um Ostern. Dies deutet man als erstes starkes Indiz der Erholung der europäischen Luftfahrt. Auch für den Sommer 2022 erhält man deutlich mehr Vorausbuchungen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Personalmangel im Vorjahr, heuer keine Treibstoffpreis-Absicherung

Im vergangenen Sommer hatte Wizz Air mit Personalmangel zu kämpfen. Viele Flugbegleiter haben das Unternehmen aufgrund der niedrigen Bezahlung, die während der Corona-Pandemie gewährt wurde, verlassen. An den meisten Bases wurde nur der Grundlohn, der sehr niedrig ist, ausbezahlt. Da wenig geflogen wurde, konnte das Kabinenpersonal oftmals gar keine bezahlten Sektoren erarbeiten. Nicht wenige kündigten ihre Jobs, da sie von dem wenigen Geld nicht mehr leben konnten und kehrten später nicht zu Wizz Air zurück. Die Folge daraus war, dass der Billigflieger im Sommer des Vorjahres Wetlease-Fluggerät anmieten musste. Eigenen Angaben nach ist die Personaldecke für den Sommer 2022 gesichert. Es soll zu keinen Engpässen mehr kommen, so Konzernchef Jozsef Varadi.

Es gibt aber ein Thema, das sich für Wizz Air ein großer Unsicherheitsfaktor ist und gleichzeitig wird das Management, allen voran Jozsef Varadi, darauf gar nicht gerne angesprochen. Im Gegensatz zum Mitbewerber Ryanair, der eigenen Angaben nach seinen Treibstoffbedarf zum Preis von rund 60 U.S.-Dollar pro Fass abgesichert hat, soll sich Wizz Air gegen Fuel Hedging entschieden haben. Varadi reagierte auf eine entsprechende Frage ausweichend und hob lieber hervor wie spritsparend die Neo-Modelle seiner Flotte sein sollen. Dennoch könnten die stark steigenden Treibstoffpreise und der Umstand, dass Wizz Air dem Vernehmen nach keinerlei Absicherung betrieben hat, im weiteren Verlauf dieses Jahres problematisch werden. Auch wenn man dieses Thema noch unter den Tisch kehrt, dürften Preiserhöhungen unausweichlich werden. Anzunehmen ist, dass Wizz Air nicht den Netto-Air-Fare erhöht, sondern bei Nebenleistungen, die von Passagieren besonders häufig dazu gekauft werden, stärker zulangen wird.

An der Börse scheint das nicht vorhandene Fuel Hedging gar nicht gut anzukommen, denn der Aktienkurs ist in den letzten Wochen um rund 40 Prozent gefallen. Der Wegfall der Geschäfte in der Ukraine und Russland dürfte seinen Teil dazu beigetragen haben, denn Wizz Air unterhielt beispielsweise in Kiew-Schuljany und Lwiw Bases. Auch plante man vor der Corona-Pandemie einen Stützpunkt am Flughafen St. Petersburg-Pulkovo. Dies liegt nun alles auf Eis, denn in der Ukraine herrscht Krieg.

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Amely Mizzi ist Executive Assistant bei Aviation Direct Malta in San Pawl il-Baħar. Zuvor war sie im Bereich Aircraft and Vessel Financing bei einem Bankkonzern tätig. Sie gilt als sprachliches Talent und spricht sieben Sprachen fließend. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten in Österreich auf der Schipiste und im Sommer an Mittelmeerstränden quasi vor der Haustür auf Gozo.
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